Nein-Sagen

The Art of Absagen: Wie man vernünftig Nein sagt

Allein der Titel dieses Posts klingt schon krass trivial. Aber wenn uns bei mymuesli jemand fragt, was für ein Startup am schwierigsten ist, dann antworte ich oft: Nein sagen. Viele Gründer kennen das: Man bekommt die ganze Zeit vor allem gut gemeinte Ratschläge. Zuerst von Freunden und Familie, irgendwann dann vielleicht von ersten Kunden und (manchmal leider) auch von vielen Nicht-Kunden. Und wenn es dann mal besser und besser läuft, dann kommen die ersten Kooperationsanfragen. Spätestens dann muss man vermutlich zum ersten Mal Nein sagen. Aus meiner Sicht kann man dabei aber viel falsch machen. Und wenig Dinge produzieren so viel zeitlichen Müll hinten raus, wie eine schlechte Absage.

Deswegen diese fünf sehr subjektive Ratschläge dazu:

1. Bei emotionalen Emails, wenn einen der Inhalt nervt oder sogar verletzt, immer (wirklich immer!) eine Nacht drüber schlafen, erst am nächsten Morgen sachlich antworten. Ich hab's jedes Mal bereut, wenn ich es nicht getan habe. Geht Euch vermutlich auch so.

2. Wenn wirklich kein Interesse besteht: Leave no open loops. Das mache ich selbst noch viel zu oft falsch. Aber wenn man weiß, aus welchem Grund auch immer, dass eine Zusammenarbeit, ein Treffen oder eine Kooperation zu 99% keinen Sinn ergibt, dann sollte Nein auch Nein bedeuten. Zu leichtfertig tippt man "lassen Sie uns in 6 Monaten nochmals sprechen" oder "ist später vielleicht für uns interessant" – dabei weiß man manchmal schon: Hat keinen Sinn. Wird nichts.

In diesen Fällen braucht es einen konsequenten Nein-Satz, der muss weder unfreundlich noch drastisch, aber deutlich sein: "Das passt leider nicht zu uns, aber vielen Dank, dass Sie an uns gedacht haben" VS "Das passt leider grad nicht, aber lassen Sie uns in sechs Monaten nochmals sprechen"

3. Immer freundlich: Mir fällt aus den letzten Jahren kein einziger Fall ein, wo bei einer pampigen Email eine pampige Antwort von mir oder uns es irgendwie besser gemacht hätte. Ergo würde ich immer nett bleiben. Alles andere hat eh keinen Sinn.

4. Immer mit Respekt: Respekt ist nicht gleich nett oder höflich: Ich kann auch sehr nett sein, aber dennoch unverschämt und von oben herab. Eine Koop-Anfrage oder ein langes Feedback hat den Email-Schreiber viel Zeit gekostet. Das heißt nicht, dass man in der gleichen Länge antworten muss, das wäre absurd. Aber eine Anrede sollte Pflicht sein, und auch ein kurzes: "Danke für Deine / Ihre Email und die vielen Gedanken und Ideen" oder ähnliches.

5. Konstruktiv sein: Ich freue mich immer, wenn mir jemand konstruktiv absagt. Zum Beispiel hab ich gerade am Anfang von mymuesli sehr oft Absagen auf Pressemeldungen bekommen. Manche Journalisten haben mir mit Hinweisen oder Tipps geantwortet, was ich besser machen könnte oder sollte. Das fand ich ziemlich gut: Du bekommst eine Absage, aber dennoch ist Dein Gegenüber höflich (siehe 4.), und hat sich auch noch Gedanken gemacht – und wenn es nur ein Satz ist.

Das war's. Ein profanes Thema auf den ersten Blick. Doch ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass in vielen Emails und Absagen nicht mal eine der obigen Regeln beherzigt wird. Doch bekanntlich sieht man sich ja immer 2x...