Entrepreneurship &...

11 Dinge, die ich in 11 Jahren mymuesli gelernt habe

Gerade erst, genauer gesagt am 30. April 2018, war der elfte Geburtstag von mymuesli. Toll ist das.
Und auch ein bisschen verrückt. Grund genug, auch mal eine Topliste zu schreiben: Elf Learnings aus elf Jahren. Subjektiv und ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Here we go!

1. Alles beginnt mit einer Geschichte
„Everything starts with a story“ lautet ein berühmtes Zitat von Joseph Campbell – Professor, Autor und vor allem bekannt für seine Forschung und Veröffentlichungen zur Heldenreise.

I know, klingt sehr theoretisch. „Was ist denn jetzt da das Learning??", höre ich manche schon sagen. Aber was man sich merken sollte: Filme wie Star Wars funktionieren auch deshalb so gut, weil sie klar strukturierte und wunderbare Geschichten (oft nach dem eben erwähnten Prinzip der Heldenreise erzählen). Und wir Menschen lieben Geschichten. Die bleiben hängen.

Geschichten sind viel besser als trockene Fakten!

Nicht zuletzt deshalb bestehen auch die besten TED-Vorträge zu einem Großteil aus Geschichten. Und so sollte auch ein Startup anfangen und später kommunizieren: Nicht mit einer trockenen Marktanalyse und Kuchendiagrammen. Sondern mit einer Entdeckung, mit Passion und mit Liebe zum Produkt.

Gründen bedeutet viel Arbeit und erfordert, dass man dran bleibt, Geduld hat. Das fällt einem leicht(er), wenn man verliebt ist: in Idee, Konzept und Produkt. Aber es fällt irre schwer, wenn man ohne Begeisterung versucht, den vermeintlich größten Markt von allen anzugreifen. Dann gibt man in der Regel auf, hält nicht durch.

Das ist wie in einer Beziehung: Wer reich heiratet, ohne Liebe, dem fällt das vermutlich irgendwann auf die Füße.


2. „The truly good ideas don't sound like they're worth stealing“
Das ist ein tolles Zitat von Sam Altman. Und es gehört thematisch zum ersten Punkt. Viele Ideen werden gar nicht umgesetzt, weil die Gründer denken: „Also das klingt alles nicht groß genug. Da muss man sofort an einen Milliardenmarkt denken“. Nein, finde ich nicht. Lieber ein klares Alleinstellungsmerkmal in einem (vermeintlich) kleineren Markt haben. Und lieber eine kleine Nische erobern als in einem zu großen Markt ertrinken.


3. It's never easy
Artikel wie dieser hier vermitteln schnell den Eindruck: Wenn man genügend schlaue Sprüche liest oder an die Wand hinter sich klebt, dann wird das schon alles. Aber in Wirklichkeit ist es selten einfach, seinen Traum zu verwirklichen. Egal ob vom eigenen Unternehmen oder irgendwas anderes.

Gerade mit den Rückschlägen umzugehen, das ist die Kunst. Und wer in der Illusion lebt, dass man einfach bisschen #machen muss und dann wird das schon ... leider meisten falsch. Um noch einen schlauen Spruch zu bringen: „There is no substitute for hard work", sagte Thomas Edison mal. Da hat er recht.


4. What can go wrong will go wrong
Man kann in der amerikanischen Wikipedia die kontroverse Geschichte um Murphy's Law nachlesen. Demnach war Edward A. Murphy war ein amerikanischer Ingenieur, der in Kalifornien an einem Experiment mitarbeitete. Die Beschleunigung eines Raketenschlittens sollte gemessen werden. Die Sensoren, die die Wirkung der Beschleunigung eines Raketenschlittens auf einen Schimpansen messen sollten, waren von Murphy's Assistent alle falsch montiert worden. Es gibt nun unterschiedliche Versionen, wer der Urheber des diesem Ereignis folgenden und mittlerweile berühmten Satzes und Gesetzes war, der in etwa übersetzt lautet:

„Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, etwas zu tun – und eine davon schiefgehen kann – dann wird jemand diese Möglichkeit wählen"

Stimmt. Es geht gerade bei Startups so viel schief am Anfang. Darauf muss man vorbereitet sein. Und durchhalten. Das ist als Team übrigens wesentlich einfacher. Was uns zum nächsten Punkt bringt ...


5. Es ist besser, als Team zu gründen
Darüber hab ich hier mal ausführlich geschrieben. Die Kurzform lautet:

Alleine hätte ich mit Anfang 20 niemals ein Startup gegründet.

Zu viel Angst, zu viel Sicherheitsdenken, zu wenig Wissen in vielen Bereichen, keinerlei Gründungserfahrung. Die Tatsache aber, dass wir ein (Dreier-)Team waren, hat mir von Anfang an enorme Sicherheit gegeben: Denn ein Startup ist immer ein Wagnis. Und zu wissen, dass auch andere bereit sind, für die gemeinsame Idee "all in" zu gehen, beruhigte mich total.

Außerdem haben sich unsere Fähigkeiten sehr gut ergänzt: So konnten wir von Finanzen bis IT, Marketing oder Öffentlichkeitsarbeit alles abdecken. Das hat Geld gespart und die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöht. Darüber hinaus gab und gibt es so auch kaum Konflikte: Weil jeder eigene Bereiche und Aufgaben mit eigenen Projekten hat.


6. #machen
Wir Deutschen sind super darin, Dinge zu analysieren. Leider auch darin, sie zu überanalysieren. Raul Krauthausen hat so ein Verhalten mal treffend als „Analyse-Paralyse“ beschrieben: Das führt dann zu Stillstand. Deswegen ist das #MACHEN so wichtig (so haben wir deswegen auch unser Startup-Buch genannt)!

Zu viele Ideen bleiben bei „Ach, man müsste doch mal" stecken! Also: machen!


7. Lernen, mit Kritik umzugehen
Ich war selbst überrascht, wie viel negative Emails und Reaktionen wir während der Startphase von mymuesli bekamen: „Das sei doch alles nur ein Hype“ war eine der netteren Aussagen; ein Unternehmer schrieb mal unter einen Blogpost, in dem es um einen Preis für mymuesli ging, dass es „eine Beleidigung für die unternehmerische Intelligenz einer Ameise sei", dass wir ausgezeichnet würden.

Darüber kann ich heute schmunzeln. Aber damals gingen mir solche Kommentare sehr nahe. Du tust keinem was, dennoch kriegst Du eine auf den Deckel. Verrückt, oder?

Gerade wenn man einen Traum verwirklicht, wenn man etwas anpackt, dann kommt überraschenderweise viel negative Energie zurück. Mein Tipp und Learning: Ausblenden. Tim Ferriss hat es jüngst in seinem Podcast mit Jack Kornfield gut auf den Punkt gebracht: „Critics are people who can't see the world you see it“.

Deswegen muss man lernen, mit Kritik umzugehen, sie meistens zu ignorieren und nur denjenigen zuhören, die ehrliches und gut gemeintes Feedback geben – und sich freuen, wenn Du den Status Quo verbesserst.


8. Team, Team, Team
Zum Thema Team kann man einen ganzen Post schreiben. Das mymuesli-Team ist toll. On so many levels.

Ein paar Gedanken, weil es so wichtig ist:

Man kann unmöglich alles alleine machen
Da draußen gibt es unzählige Menschen, die in dem, was Du tust, besser sind als Du. Die braucht man!
Teamfit first, denn: „Culture eats Strategy for Breakfast“ (Urheber unklar, vermutlich Peter Drucker, mein Mit-Gründer Hubertus hat es mir nahe gebracht)
Power to the people: Es lohnt sich, dass man Entscheidungen dezentralisiert!


9. Geduldig sein
„It takes years to become an overnight success“. Das Zitat wird in verschiedenen Varianten so einigen Urhebern zugeschrieben. Doch wer auch immer das zuerst gesagt hat: Er hat recht. Man muss geduldig sein, durchhalten. Am Ende sieht es dann ganz leicht aus und keiner erinnert sich mehr, wie schwierig es war. Manchmal stellt Erfolg sich sofort ein. Meistens dauert es eine ganze Weile.


10. Never stop exploring
So viele Startups warten darauf, gegründet zu werden. Ich höre aber so oft: „Was soll ich denn nur starten?“ „Ich hab keine Idee“ „Es gibt doch schon alles“ ... Stimmt fast. Es gibt tatsächlich vieles, aber eben nicht alles. Und wer mit offenen Augen durch die Welt geht und nicht verlernt, nach Nischen und Lücken zu suchen, der findet irgendwann auch seine Idee und sein Calling. Ich wünsche Dir und Euch dabei viel Erfolg!


11. Ihr seid gefragt!
Bei diesen Top-Listen könnte man ewig weitermachen. Deswegen will ich lieber Euch fragen – ganz egal ob Gründer, angestellt oder noch in der Ausbildung, was auch immer:

  • Was sind Eure größten Learnings aus den letzten Jahren?
  • Welche Zitate habt Ihr über Euren Schreibtischen hängen?
  • Welche Dinge würdet Ihr gerne weitergeben?

Ich freue mich auf Eure Kommentare: Gerne hier oder auf LinkedIn, wo der Post ursprünglich erschienen ist und schon über 15.000 Mal angesehen wurde. 

Wie man (hoffentlich) Gründerwettbewerbe gewinnt

Gründerwettbewerbe sind super für Gründer. Denn zum einen bekommt man (wenn man gut abschneidet) mehr Aufmerksamkeit – meistens durch zusätzliche PR. Und oft gibt es auch noch Preise und Preisgelder. Außerdem setzt sich idR eine Jury mit dem eigenen Geschäftsmodell auseinander und gibt einem Feedback, was man besser machen könnte, wo Schwachstellen oder Gefahren des Unternehmens liegen.

Mitmachen lohnt sich also.

Aber wer mitmacht, der will vermutlich auch nicht schon in der ersten Runde ausscheiden. Am besten gewinnen.

Auch wir haben mit mymuesli bei vielen Wettbewerben mitgemacht. Bei einigen sind wir am Anfang, bei manchen in der Mitte ausgeschieden; und manche haben wir gewonnen oder waren Finalist. Oft erreicht uns daher die Frage: Was habt Ihr für Tipps für mich? Wie geht man das am besten an? Wie sollen meine Bewerbungsunterlagen aussehen? Was ist das Erfolgsgeheimnis für einen Gründerwettbewerb?

Vorweg: Die perfekte Antwort haben wir und ich sicher auch nicht; wir sind ja auch oft ausgeschieden :) – aber weil wir zu dem Thema eben viele Emails bekommen, hab ich die aus meiner Sicht zehn wichtigsten Learnings mal aufgeschrieben und auch einen alten Bekannten zu dem Thema befragt: Thomas Clark (47). Er war der Ideengeber und Projektleiter von enable2start, der Gründerinitiative der Financial Times Deutschland: Insgesamt sechs Mal, von 2007 bis 2012, prämierte enable2start jedes Jahr fünf Gründungskonzepte mit je 50.000 Euro. Wir haben einen der Preise im ersten Jahr, 2007, gewonnen.  

 

1. Wettbewerbe sind (viel) Arbeit

Das wird aus meiner Sicht oft unterschätzt: Es kostet viel Zeit und Mühe, wenn man bei einem Gründerwettbewerb gut abschneiden will. Natürlich gibt's die wilden Geschichten von denjenigen Teams, die mit fünf Slides in der Nacht noch teilgenommen haben und (Überraschung) plötzlich vorne mit dabei sind. Ja, solche „I don't fucking care, aber ich bin halt gut“-Geschichten mögen passieren und ich freue mich für jeden, bei dem sowas klappt: Aber ich kann mich an keine Bewerbung von uns erinnern, die nicht mit viel Arbeit verbunden gewesen wäre.

2. Wettbewerbe gehen alle an, besonders die Gründer

Meine Lieblings-Email zu Gründerwettbewerben: „Hi, ich bin XY, unser Gründer / unsere Gründerinn, hat mir gesagt, ich soll Dich mal anschreiben, weil ich gerade unsere Bewerbung für einen Wettbewerb fertig mache ... “

Hier kann man schon anhalten: Gründer(innen) sollten sich selbst Zeit nehmen, die Unterlagen zusammenzustellen – zumindest mega involviert sein. Die Bewerbungen werden dann deutlich besser. Denn (hoffentlich) keiner kann die Begeisterung, die Feinheiten, das Einzigartige des eigenen Modells so gut vermitteln, wie der- oder diejenige (oder das Team), die sich das ausgedacht haben.

3. Wie tickt Dein Gegenüber?

Das ist ein super Tipp von Thomas Clark. Er sagt: „Was für Pitches bei Kunden oder Investoren gilt, beachte auch für Bewerbungen bei Wettbewerben. Versuche an vorderster Stelle herauszufinden, wie das Gegenüber „tickt“. Frage Dich: Wozu gibt es diesen Wettbewerb? Was wollen die beteiligten Förderer oder Sponsoren daraus ziehen? Bei einem Businessplan-Wettbewerb, wo sich die Veranstalter dann auch gerne als „Helfer“ anbieten (nicht immer nur altruistisch ;-), ist das etwas ganz anderes als bei Regionalwettbewerben (da zählen oft Standort-Elemente wie Arbeitsplatzbeschaffen besonders viel) oder branchenspezifischen (wo aktuelle Trends oft eine große Rolle spielen, damit sich die Veranstalter durch die Auszeichnungen Modernität auf die Fahnen schreiben können) oder Gründer-Zentren (Dort gerne gehegter Fokus: Teamfähigkeit). Wenn Du weißt, wie der andere „tickt“, dann kannst Du auch Deine Bewerbung entsprechend stricken – mit Fokus auf die wichtigen Elemente“

Finde ich einen sehr guten Punkt! Man muss also jede Bewerbung wirklich neu fürs Gegenüber bauen oder zumindest anpassen. One size fits all gibt es nicht (siehe auch Punkt 1: viel Arbeit).

4. Kurz fassen

Fällt mir selbst schwer, wie man an der Länge dieses Posts sieht. Und auch Thomas schrieb mir zu seiner Antwort oben: „Und wenn Du die Länge meiner Antwort liest, weißt Du, warum ich nie einen Wettbewerb gewonnen hätte“.

Aber Ihr alle kennt vermutlich einige der Beispiele von guten Pitchdecks (und eine Bewerbung ist ja streng genommen nichts anderes). Die sind alle kurz, prägnant und auf den Punkt. Also: So viel wie möglich kürzen. Und auf keinen Fall, sagt Thomas Clark, „jemanden mit über 100 Seiten Unterlagen zumüllen, schon gar nicht gespickt mit technischen Spezifizierungen. Liest keiner, versteht keiner“.

5. Design: Richtig gute Unterlagen verschicken

Bei fast allen Wettbewerben ist das Niveau sehr hoch. Das heißt man sollte alles tun, um aus der Masse herauszustechen. Das fängt beim Layout der Folien oder Unterlagen schon an: Da muss kein Full-Time-Grafiker ran, wenn das Geld knapp ist. Aber allein über eine Google-Suche findet man so viel Inspiration, wie gute Decks und Präsentationen aussehen können – für schlechtes Design gibt es keine Entschuldigung. Versteht mich bitte richtig: Das heißt nicht, dass man schlechte Inhalte mit Ästhetik verstecken kann oder sollte. Am wichtigsten ist natürlich das, was auf den Seiten rauf steht. Allerdings freut sich jedes Jury-Mitglied über gute Lesbarkeit, klare Struktur und niemand mag verpixelte Fotos.

Was ich von Thomas Clark in diesem Zusammenhang wissen wollte: Gab es (bei enable2start) tolle Ideen, die aber dennoch gescheitert sind, weil die Bewerbung schlecht war? Und er sagt: „Klar. Aber da ist dann die Idee meist nur auf dem Titel gut – und die Enttäuschung kommt meist schon auf Seite zwei. Wobei in der Regel gute Ideen mit guten Bewerbungsunterlagen korrespondieren. Warum? Ganz einfach: Wer eine wirklich gute Geschäftsidee hat, der hat auch was zu sagen, kann prägnant sein und trotzdem punkten. Um mymuesli zu erklären, brauchte Max nur einen Satz: Mix Dir Dein eigenes Müsli (online). Der Rest ist dann nur noch „Backup“, für bestätigende und anerkennende „Aha“-Ausrufe. Das ist ideal“.

6. Arroganz ist fehl am Platz

Da steht schon alles in der Überschrift.

7. Aus negativem Feedback lernen

Als wir uns zum ersten Mal bei Ernst & Young (EY) für den Entrepreneur des Jahres beworben haben, sind wir gleich in der ersten Runde raus geflogen. Die Jury hatte sich aber sehr mit unserem Modell auseinandergesetzt und uns lange erklärt, was wir noch lernen und besser machen müssten, um weiter zu kommen. Das haben wir uns zu Herzen genommen und ein paar Jahre später waren wir dann Finalist. Deswegen kann ich nur raten: Nicht beleidigt sein, zuhören. Und das Feedback mit offenem Ohr annehmen.

8. Storytelling

Da lege ich besonderen Wert drauf: Nicht nur langweilige Fakten zeigen, sondern versuchen, mit allen Unterlagen, Emails und bei der Präsentation vor der Jury eine packende Geschichte zu erzählen; das ist insbesondere relevant, wenn der Wettbewerb medial begleitet wird oder einen Medienpartner hat: Weil auch der muss die Geschichte sehen und berichten können.

9. Überall mitmachen

Alles hilft, keiner ist zu klein oder zu unbedeutend (siehe auch Punkt 6, Arroganz ist fehl am Platz).

10. Mach Dich nicht schon im Vorfeld zu klein!

Mut haben. Daran glauben, dass man gewinnen kann. Das finde ich wichtig.

Keine Angst haben, es gibt ja eh nichts zu verlieren. Und man muss kein Superheld sein. Thomas Clark: „Man merkt in etwa 98% der Fälle als Juror sehr rasch, wer wirklich das Zeug zum Gründer hat. Weil das aber nur sehr wenige sind, kommt es dann öfter vor, dass man noch ein paar andere auszeichnen muss. Das mag seltsam klingen – ist aber auch eine Chance. Und was die 2% betrifft, die Supergründer sind und keiner merkt es: Das sind jene Typen, die sowieso keine Unterstützung durch einen Wettbewerb brauchen. Oder könnt ihr Euch ernsthaft Mark Zuckerberg vor Juroren einer Gründer-Initiative vorstellen?“

Das waren meine zehn Tipps. Habt Ihr noch eigene, die noch in die Liste sollten?

Einen guten Überblick über die aktuellen und wichtigen Gründerwettbewerbe in Deutschland findet Ihr zum Beispiel hier bei Für-Gründer.de – viel Erfolg Euch allen für alle aktuellen und zukünftigen Wettbewerbe!

Billigsekt und Müdigkeit – so sahen die ersten Stunden von mymuesli wirklich aus

Knallende Korken, Champagner, eine rauschende Party bis zum Morgengrauen – so stellt man sich den Beginn des eigenen Startups vor. Doch von dieser Traumvorstellung waren wir in der Nacht auf den 1. Mai 2007 sehr weit entfernt: Es war tatsächlich eine lange Nacht, aber statt zu feiern wollten wir nur noch ins Bett: Es war 4.03 Uhr, als Hubertus dann endlich den Knopf drückte. Ganz leise: klick. Zu dritt standen wir vor dem Rechner, ich hörte meinen eigenen Puls in den Schläfen klopfen. Da war es also online, unser Baby. Ein Wunschkind. Wie lange hatten wir darüber nachgedacht, uns den Kopf über den passenden Namen zerbrochen, uns vorgestellt, wie es aussehen, wie rund und schwer es werden könnte – vor allem aber: wer außer uns selbst sich noch darüber freuen würde. Irgendjemand da draußen? War da wer?

mymuesli: endlich online

Es fühlte sich so an, als seien wir alleine auf diesem Planeten. Um dennoch so etwas wie einen denkwürdigen Augenblick herbeizuzwingen, stießen wir mit Billigsekt an, halbtrocken, handwarm. Stilecht in IKEA-Saftgläsern. Niemand von uns hatte wirklich Lust darauf, aber ein Freund von uns war extra in unsere spärlich eingerichtete Passauer Studenten-WG gekommen, um den Moment zu filmen.

Wenn man die Aufnahmen heute sieht, kann man unsere Gesichter kaum vor der weißen Wand erkennen: Denn vor diesem seltsamen Augenblick um 4.03 Uhr hatten wir drei Nächte lang nicht wirklich das gemacht, was man schlafen nennen könnte. Wie drei Zombies sahen wir aus, blass, müde und rot um die Augen.

Die mymuesli-Gründer Philipp Kraiss, Max Wittrock und Hubertus Bessau im Jahr 2007 (v.l.; Foto: Jan-Ulrich Schulze)

Was uns auch jedes Mal auffällt, wenn jemand das Video zeigt: dass es in der WG überraschenderweise aufgeräumt aussah. Wahrscheinlich hatten wir die zweieinhalb Quadratmeter rund um den Rechner ein bisschen freigeschaufelt, denn für häusliche Ordnung hatten wir die Wochen vor dem Start keine Zeit mehr gehabt. Genau weiß ich das aber nicht mehr, denn nach unserer schweren Website-Geburt konnte ich nicht mehr geradeaus schauen, ich konnte mein Saftglas kaum mehr gerade halten und denken konnte ich überhaupt nicht mehr.

Eigentlich war alles entspannt angelaufen: Gut eine Woche vor unserem Kick-off hatte Hubertus die Website endlich so weit, dass sie gut aussah und stabil lief:

»Hallo, wir machen Müsli. Stell Dir Dein Müsli selbst zusammen. Wir liefern es Dir nach Hause.«

So schlicht stand auf unserer Seite, was wir in monatelanger Kleinarbeit ausgedacht und jetzt auf die Straße gebracht hatten. Das sah schön aus. Doch ob die Idee von mymuesli funktionieren würde? Das wussten wir ganz und gar nicht. Und ob wir drei Studenten als Lebensmittelhersteller taugen würden, daran hatten wir sogar Zweifel, die wir vorsichtshalber gleich mit auf die Seite setzten:

»Wir wissen einfach nicht, was uns erwartet, und müssen sicherlich noch einige Abläufe optimieren. Das eine oder andere wird auch schiefgehen, deshalb hoffen wir in den ersten Wochen auf eure Unterstützung und euer Verständnis, falls es mal einen Tag länger dauert oder sich die Website komisch verhält. Wir sind für Feedback jeder Art dankbar. Was funktioniert nicht? Was könnten wir besser machen? Sagt es uns!«

72 Stunden vor unserem Kick-off fiel Hubertus auf, dass unser Preissystem nicht wirtschaftlich funktionierte: Kunden konnten die Dose voller teurer Zutaten füllen, aber am Ende blieb der Preis gleich. Wir hätten also mit jeder Dose Verlust machen können, mussten alles umwerfen und neu machen.

Warum wir uns nicht einfach mehr Zeit genommen hatten, um alles neu auszurechnen und zu programmieren? Gegenüber Freunden und Familie, besonders aber in der damals schon nicht mehr so kleinen Bloggerszene, hatten wir ordentlich Wind für unsere Müsliidee gemacht. Jetzt mussten wir auch liefern.

Damals schrieben wir selbst noch ein privates Blog, die »Rundschreiben für Ästhetik und Konsumgütervielfalt«. Als wäre das nicht schon bescheuert genug, trugen wir dazu Cord-Jacketts. Mit unserem Blog im Netz und den Sakkos im Koffer wollten wir zur re:publica 2007. Der Name dieser Konferenz ist heute Synonym für eine Fast-Vollver- sammlung der digitalen Gesellschaft in Berlin. Damals, in ihrem ersten Jahr, war das alles noch ein überschaubares Klassentreffen derjenigen, die wie wir ungern auf Klassentreffen gehen: weil es da meistens kein WLAN gibt.

Das Internet war und ist unsere Welt: Und es fühlte sich gut an, sich nach analogen Jahren an der Uni endlich digital outen zu können. Wir wollten nicht nur ein Blog schreiben, sondern ein Startup gründen. Und dazugehören. Relevant sein. Online.

Wir hatten uns also in Berlin rege vernetzt, von unserer Idee erzählt, unseren Starttermin verkündet und zu Hause haben wir die Sache dann noch einmal in unserem eigenen Blog bekräftigt:

»Wir sind wieder zu Hause. Und schön war es. Danke an Lukas, bei dem wir wohnen konnten. Und da wir ja aus dem tiefen Niederbayern angereist sind, ist allein die Stadt schon immer ein Erlebnis. Danken oder grüßen wollen wir einige; hoffentlich sieht man sich bald wieder. ( ...) Aber, most importantly, vor lauter Vorfreude hätten wir es beinahe vergessen: Am 30. April startet endlich unser neues Projekt. Wer rechtzeitig informiert werden möchte, der trage sich bitte für den Newsletter ein.«

Wir kamen also nicht mehr raus aus der Nummer. 150 Neugierige hatten sich zu unserem Newsletter angemeldet und das Internet, die Welt, die kannte unseren Starttermin: 30. April 2007.

Blogger wie wir – so unsere Fantasie – würden ab der ersten Minute beobachten, was wir tun. Würden darüber dann in ihren eigenen Blogs schreiben. Und das würden Printjournalisten lesen, die in diesem langweiligen Jahr 2007 ebenfalls über uns schreiben würden, dann kämen Radio und Fernsehen, wo wir in Talkshows über Müsli diskutieren würden. Eine völlig größenwahnsinnige Fantasie, klar. Doch damit stand fest: Starttermin unbedingt einhalten. Schlafen? Verboten bis zum Launch. Tatsächlich kam das mit den Bloggern und den Journalisten später exakt so, nur zu Talkshows hat uns damals keiner eingeladen – aber der Reihe nach.

Als wir abends die Berliner Torstraße entlangliefen, wo heute unzählige Startups sitzen, Deals gemacht und Businesspläne geschmiedet werden, da konnten wir noch nicht ahnen, was in den nächsten Jahren aus unserem Müsliprojekt werden würde. Zum Glück wussten wir in diesem Moment auch nicht, welche enormen Schwierigkeiten so ein Startup-Baby noch machen würde. Wie glückliche Eltern in spe saßen wir, Bier trinkend, auf einer Parkbank und fantasierten in den Sonnenuntergang. Besonders von den vielen schlaflosen Nächten ahnten wir damals noch nichts: Wir hätten den Knopf sonst vielleicht nicht gedrückt.

Max Wittrock, Hubertus Bessau und Philipp Kraiss sind die Autoren des Buchs "Machen! Das Startup-Buch der mymuesli-Gründer", veröffentlicht im Edel Verlag.

Warum es besser ist, als Team zu gründen

diemymueslijungsIst es besser, als Team zu gründen? Wir werden bei mymuesli oft gefragt, wie das denn so sei: Drei Freunde, die gemeinsam ein Unternehmen gestartet haben? Streitet man sich als Team oft? Hätten wir das auch alleine gemacht?

"Alone we can do so little, together we can do so much" (Hellen Keller)

Ich kann nur für mich sprechen an dieser Stelle: Aber alleine hätte ich mit Anfang 20 niemals ein Startup gegründet.

Zu viel Angst, zu viel Sicherheitsdenken, zu wenig Wissen in vielen Bereichen, keinerlei Gründungserfahrung. Die Tatsache aber, dass wir ein (Dreier-)Team waren, hat mir von Anfang an enorme Sicherheit gegeben: Denn ein Startup ist immer ein Wagnis. Und zu wissen, dass auch andere bereit sind, für die gemeinsame Idee "all in" zu gehen, beruhigte mich total.

Außerdem haben sich unsere Fähigkeiten sehr gut ergänzt: So konnten wir von Finanzen bis IT, Marketing oder Öffentlichkeitsarbeit alles abdecken. Das hat Geld gespart und die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöht. Darüber hinaus gab und gibt es so auch kaum Konflikte: Weil jeder eigene Bereiche und Aufgaben mit eigenen Projekten hat.

Wenn Du dann erstmal mittendrin bist, die ersten Sales und Kunden kommen, dann kommen automatisch auch die ersten Probleme: Und genau dann ist es so wichtig, Mitgründer zu haben. Denn in einem guten Team kann man fast alles lösen. Außerdem sich gegenseitig pushen und motivieren.

"Talent wins games, but teamwork and intelligence win championships" (Michael Jordan)

Doch wie ist das, wenn man vorher schon eng befreundet war?

Wenn man das große Glück hat, dass man Freunde findet, die eine identische Vision haben, eine Idee auf die Straße bringen wollen – und deren Fähigkeiten zueinander passen, dann muss man loslegen. Wir drei mymuesli-Gründer vertrauen uns blind. Das war gerade in der Anfangsphase unheimlich wichtig. Denn das bedeutet eine große Sorge weniger. Ich würde mich immer unwohl fühlen, wenn mir gegenüber eine Art gecastetes Mit-Gründer-Team sitzen würde. So toll die CVs und Empfehlungen auch sein mögen.

Ich bewundere Unternehmer, die es ganz alleine geschafft haben: Aber gemeinsam gründen, idealerweise mit Freunden: Das ist immer die bessere Wahl!

(Dieser Post ist zuerst bei LinkedIn Pulse erschienen. Hier kann man mir direkt auf LinkeIn folgen)

5 Podcasts für Gründer und Startups

Roscoe Considers Recording a Podcast, von zoomar, via Flickr, Creative Commons. Daniel Setzermann hat bei mir vor rund zwei Jahren die Liebe für Podcasts entfacht, die mittlerweile ja ein ähnliches Comeback wie die Schallplatte feiern. Das liegt nicht zuletzt natürlich an Audio-Blockbustern wie Serial, dem Crime-Podcast mit Millionen von Hörern weltweit. Und es gibt de facto keine Nische, für die es noch keinen passenden Podcast gibt. Gerade Podcasts für Gründer gibt es viele, viele, viele... hier meine fünf Favoriten...

1. Startup Startup ist mittlerweile schon ein Klassiker, produziert von Gimlet Media. In der ersten Staffel geht es (jetzt wird's ganz schön Meta) um die Gründung eines Unternehmens, und zwar genauer des Podcast-Startups, welches dann den Podcast Startup produziert (komplizierter hätte man das kaum erklären können).

StartUp is a podcast series about what it’s really like to get a business off the ground. In Season 1, Alex Blumberg told the story of launching this business, Gimlet Media, a podcast network. In Season 2, Lisa Chow joined Alex to follow an entirely new company: a company called Dating Ring, founded by two women in their 20s, outsiders in the male-dominated world of Silicon Valley. In Season 3, we’re trying something new...

Beste aktuelle Folge? From Cell to the Sell, Season 3, Ep. 8.

2. Interview-Podcast von Online Marketing Rockstars Es ist gar nicht so einfach, gute deutschsprachige Formate und deutsche Podcasts für Gründer und Startups zu finden. Die sind aber wichtig: Denn unabhängig davon, wie gut man Englisch spricht, beschäftigen sich die deutschen Formate eben häufiger mit "unseren" Problemen und Herausforderungen. Der OMR-Interview-Podcast mit Philipp Westermeyer ist eines der besten deutschen Formate und es geht bei weitem nicht nur um Online-Marketing. Zu Wort kommen Gründer, aber auch Paul Ripke oder Christoph Metzelder.

3. 99% invisible

99% Invisible is about all the thought that goes into the things we don’t think about — the unnoticed architecture and design that shape our world.

Häh, da geht's doch um Design? Was soll ich den Kack denn hören als Gründer?

Viele berühmte Fotografen empfehlen, sich neben vielen, vielen Fotos vor allem auch Malerei anzusehen: Die großen Kunstwerke. Denn die Prinzipien, die man daraus ableiten kann, etwa zur Komposition, lassen sich freilich auch auf Fotografien übertragen. Ähnlich ist das mit Podcasts wie 99% invisible: Wie ich zum Beispiel auf Vorträgen immer wieder betone, ist PR meines Erachtens nach einer der wichtigsten (aber oftmals unterschätzen) Wachstums-Kanäle für jedes Startup und Unternehmen. Und PR lebt vom Storytelling. Darin sind die Teammitglieder von 99% invisible ganz große Meister. Einer der besten Podcasts, die ich kenne.

4. Dorm Room Tycoon Auch ein Interview-Podcast; mit fantastischen Gästen. Man muss bei diesen Formaten allerdings immer vorsichtig sein: Denn mir geht es oft so, dass die subjektiven, konkreten Take-Aways oft gering und wenige sind. Dafür ist man aber meistens mega inspiriert. Und das ist mindestens genauso wichtig. Bei Dorm Room Tycoon geht es um

...conversations with thinkers. Spreading ideas in business, design and technology...

Cool fand ich zum Beispiel das Gespräch mit Tobias van Schneider, Lead Product Designer & Art Director, Spotify, NYC, der im Übrigen auch gerade einen schönen Medium-Beitrag zu Work-Life-Balance geschrieben hat: Work/Life balance ist bullshit.

5. The Smart Passive Income Podcast

Weekly Interviews, strategy, and advice for building your online business

Smart Passive Income Podcast: Das klingt nach einem sehr amerikanischen, sehr reißerischen Podcast. ein bisschen stimmt das auch. Aber der Host, Pat Flynn, ist der nette Millionär von nebenan, der passiv und mit viel Online-Marketing-Aktivität über 100.000 Dollar im Monat erwirtschaftet. Alle seine Earnings und woher sie kommen, also aus welchen Kanälen, stellt er auch monatlich online. Man kann aus seinen Interviews wirklich viel mitnehmen und hat jedes Mal einen Aha-Effekt: "Krass, dass man mit Smoothie-Rezepten ein paar Millionen Umsatz schafft, einiges davon kann ich bestimmt auch anwenden"... Lohnt sich!

The Art of Absagen: Wie man vernünftig Nein sagt

Allein der Titel dieses Posts klingt schon krass trivial. Aber wenn uns bei mymuesli jemand fragt, was für ein Startup am schwierigsten ist, dann antworte ich oft: Nein sagen. Viele Gründer kennen das: Man bekommt die ganze Zeit vor allem gut gemeinte Ratschläge. Zuerst von Freunden und Familie, irgendwann dann vielleicht von ersten Kunden und (manchmal leider) auch von vielen Nicht-Kunden. Und wenn es dann mal besser und besser läuft, dann kommen die ersten Kooperationsanfragen. Spätestens dann muss man vermutlich zum ersten Mal Nein sagen. Aus meiner Sicht kann man dabei aber viel falsch machen. Und wenig Dinge produzieren so viel zeitlichen Müll hinten raus, wie eine schlechte Absage.

Deswegen diese fünf sehr subjektive Ratschläge dazu:

1. Bei emotionalen Emails, wenn einen der Inhalt nervt oder sogar verletzt, immer (wirklich immer!) eine Nacht drüber schlafen, erst am nächsten Morgen sachlich antworten. Ich hab's jedes Mal bereut, wenn ich es nicht getan habe. Geht Euch vermutlich auch so.

2. Wenn wirklich kein Interesse besteht: Leave no open loops. Das mache ich selbst noch viel zu oft falsch. Aber wenn man weiß, aus welchem Grund auch immer, dass eine Zusammenarbeit, ein Treffen oder eine Kooperation zu 99% keinen Sinn ergibt, dann sollte Nein auch Nein bedeuten. Zu leichtfertig tippt man "lassen Sie uns in 6 Monaten nochmals sprechen" oder "ist später vielleicht für uns interessant" – dabei weiß man manchmal schon: Hat keinen Sinn. Wird nichts.

In diesen Fällen braucht es einen konsequenten Nein-Satz, der muss weder unfreundlich noch drastisch, aber deutlich sein: "Das passt leider nicht zu uns, aber vielen Dank, dass Sie an uns gedacht haben" VS "Das passt leider grad nicht, aber lassen Sie uns in sechs Monaten nochmals sprechen"

3. Immer freundlich: Mir fällt aus den letzten Jahren kein einziger Fall ein, wo bei einer pampigen Email eine pampige Antwort von mir oder uns es irgendwie besser gemacht hätte. Ergo würde ich immer nett bleiben. Alles andere hat eh keinen Sinn.

4. Immer mit Respekt: Respekt ist nicht gleich nett oder höflich: Ich kann auch sehr nett sein, aber dennoch unverschämt und von oben herab. Eine Koop-Anfrage oder ein langes Feedback hat den Email-Schreiber viel Zeit gekostet. Das heißt nicht, dass man in der gleichen Länge antworten muss, das wäre absurd. Aber eine Anrede sollte Pflicht sein, und auch ein kurzes: "Danke für Deine / Ihre Email und die vielen Gedanken und Ideen" oder ähnliches.

5. Konstruktiv sein: Ich freue mich immer, wenn mir jemand konstruktiv absagt. Zum Beispiel hab ich gerade am Anfang von mymuesli sehr oft Absagen auf Pressemeldungen bekommen. Manche Journalisten haben mir mit Hinweisen oder Tipps geantwortet, was ich besser machen könnte oder sollte. Das fand ich ziemlich gut: Du bekommst eine Absage, aber dennoch ist Dein Gegenüber höflich (siehe 4.), und hat sich auch noch Gedanken gemacht – und wenn es nur ein Satz ist.

Das war's. Ein profanes Thema auf den ersten Blick. Doch ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass in vielen Emails und Absagen nicht mal eine der obigen Regeln beherzigt wird. Doch bekanntlich sieht man sich ja immer 2x...

Zehn ausgewählte Bücher für Gründer und Startups

Buchtipps für Gruender Eine definitive Liste der zehn besten Bücher für Gründer? Mit Friedemann Karig hatte ich vor einiger Zeit die ein oder andere Twitter-Konversation über dieses Listen-Phänomen: Stammgäste in jeder Timeline sind sie, die Klick-freundlichen Hinweise auf zehn oder fünf oder 13 Dinge, die man unbedingt lesen oder tun oder sehen muss, bevor man stirbt oder heiratet oder ohne die man einfach nicht existieren kann. Und bei aller berechtigter Kritik (weil sich in vielen Fällen eher um undufte Inhalte handelt) – über gute Listen freut sich dann doch jeder. Also wollte ich selbst mal eine zusammenstellen: genau, über Bücher für Gründer. Ob die nun gut ist, müssen andere entscheiden. Natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit, ein paar Favoriten der Lesefröschchen aus dem mymuesli-Team, Klassiker und auch Bücher, die nicht in jeder Reading-List auftauchen... vielleicht hat der ein oder andere ja noch einen weiteren (ungewöhnlichen) Tipp? Los geht's...

1. Palmen in Castrop Rauxel

Ich hab in einem anderen Post schon ausführlich(er) über dieses Buch von Dennis Betzholz und Felix Plötz geschrieben. Es entstand aus einem Crowdfunding-Projekt heraus. Die Geschichten darin erzählen nicht von 100 Millionen Umsatz binnen acht Wochen, sondern von Träumen oder Zufällen, aus denen großes und mittelgroßes wurde, und am Ende sind alle Protagonisten glücklich mit dem Weg, den sie eingeschlagen haben... und der Leser ist es auch. Und inspiriert sowieso.

 

2. The 22 immutable laws of branding

Kein Werk, das typischerweise auf einer Liste der Bücher für Gründer und Startups auftauchen dürfte. Doch das ist ein Buchtipp, den ich etwa 2005 von Hubertus bekam: Al Ries ist eine amerikanische Marketing-Legende und hat dieses Buch zusammen mit seiner Tochter geschrieben. Es geht um Markenaufbau. Genauer werden 22 Gesetze behandelt, die man für eine supercalifragilisticexpialidocious brand beachten sollte, ja muss, wenn es nach Al Ries geht. Am wichtigsten ist ihm: Fokus. Und den verliert man ja im Tagesgeschäft schnell mal. Das Buch lohnt sich also auch als Nachschlagewerk.

 

3. The Fall of Advertising and the Rise of PR

Noch ein Al und Laura Ries Buch, mit einer nicht wirklich komplizierten Botschaft: Klassische Werbung hat gerade am Anfang wenig Glaubwürdigkeit für Unternehmen und Startups, deswegen braucht man gute Geschichten, gute PR, damit man street credibility bekommt und einem die Kunden überhaupt abnehmen, was man da so zu erzählen versucht.

 

4. Kopf schlägt Kapital

Absoluter deutschsprachiger Klassiker und wenn man Bücher für Gründer sucht, kommt man daran definitiv nicht vorbei. Allein schon für den Begriff der Konzeptkreativität muss man dieses Buch mögen.

 

5. Delivering Happiness

Wer sich beruflich schon mal mit Customer Service beschäftigt hat, auf entsprechenden Konferenzen war oder einfach nicht unter einem E-Commerce-Stein gelebt hat, der kennt Zappos. Und wahrscheinlich auch Tony Hsieh. Der hat Zappos gegründet, dieses Buch mit pathetischem Titel geschrieben und damit eine der meines Erachtens nach inspirierendsten Gründungsgeschichten des Online-Shoppings zu Papier gebracht.

6. The Toyota Way

Mit dem Deutschen Gründerpreis kamen bei uns die Unternehmensberater. Und wir waren ziemlich skeptisch, ob Porsche Consulting uns wirklich würde helfen können. Aber sie haben uns beigebracht, dass man mit klassischen Instrumenten der Produktionsteuerung viel erreichen kann, nicht nur in der Logistik, sondern in allen Bereichen eines Unternehmens. Dafür sind wir Ihnen sehr dankbar. Porsche selbst hat vor vielen Jahren selbst von Toyota gelernt. Die passenden Lean-Management-Prinzipien der Japaner finden sich in diesem Buch.

 

7. Predictably Irrational

Ein Roundhouse-Kick der Startup-Literatur. Augenöffner und sogar als Urlaubslektüre geeignet. Man will gar nicht zu viel verraten, aber ich kenne keinen, der das Buch nicht mochte.

 

8.  The Happiness Hypothesis

Viel Unglück und Frust kommt gerade bei Gründern vom Horizontalvergleich: Der ist zwar manchmal ganz hilfreich, aber am Ende muss doch jeder seinen eigenen Weg finden. Und damit glücklich werden. Dabei ist der horizontale Vergleich meistens die Eiger-Nordwand: schwer zu überwinden. Das Buch zeigt, worauf es für (das eigene) Glück ankommt, und es gibt vielleicht doch einen Umweg zum Gipfel.

9.  Steve Jobs (stellvertretend für viele Biographien)

Biographien. Die lieben wir doch alle, weil uns Vorbilder inspirieren. Es gibt (gerade von Unternehmern) unzählige gute Lebensgeschichten, ob von Richard Branson oder von Yvon Chouinard, dem Gründer von Patagonia. Die Biographie von Steve Jobs mochte ich wie Millionen anderer Leser sehr gern, über Jobs ist schon viel, viel, viel geschrieben und gesagt worden. Wer das Buch noch nicht gelesen hat, sollte es tun.

 

10. Story

Wer Adaption (im Original: Adaptation) gesehen hat, der kennt Robert McKee und seine Seminare für angehende Drehbuchschreiber. Im Film kommt er weniger gut weg, aber das ist eine andere Geschichte, ein anderes Drehbuch gewissermaßen. Sein Buch würde ich trotzdem empfehlen. Denn es behandelt die Grundzüge, die jede gute (Hollywood)-Geschichte braucht. Gerade diese Geschichten fehlen aber nicht nur beim Marketing oder besser der PR mancher Gründungen, sondern auch bei vielen Vorträgen, Präsentationen... was sehr schade ist. Es gibt noch unzählige andere  Beispiele, die von gutem Storytelling profitieren. Das Buch ist dafür eine gute Grundlage. Außerdem spart man sich ein teures Seminar.

(Hinweis: Die Links zu den Büchern verweisen auf Amazon. Ich kenne nämlich Euren lokalen Buchladen nicht. Aber der freut sich auch, wenn er ein Buch für Euch bestellen kann. Mein Tipp wäre, den auch zu unterstützen, es lebe die Vielfalt. Doch ob und wo man dann am Ende eines oder mehrere dieser Bücher kauft, das möge jeder selbst entscheiden). 

(Und noch ein Hinweis: Ich liebe Fachbücher, Bücher für Gründer, Bücher für Startups... doch aus meiner Sicht lohnt es sich absolut und total, auch und oft keine Sachbücher, sondern Belletristik zu lesen, was für viele ambitionierte Menschen und Selbstoptimierer verrückt klingen dürfte. Aber ich könnte es nicht ertragen, immer nur Fachliteratur zu konsumieren und keinerlei Ablenkung zu haben... ). 

Ein Buchtipp: Palmen in Castrop-Rauxel

Es war ein heißer Tag Anfang Mai, eigentlich der erste heiße Tages Jahres, wenn ich mich richtig erinnere. Und ich sitze im Regionalexpress nach Saarbrücken, die Stimmung im Großraumabteil paniert von drei amerikanischen Studenten, die sich freuen, "tonight like totally hammered" durch Nürnberg zu ziehen (welche Rolle dabei der Regionalexpress nach Saarbrücken spielt, das konnte ich nicht ergründen).

Ich hatte ein paar Tage vorher ein Buch im Briefkasten gefunden, das schon wieder aus meiern Erinnerung verschwunden war, und es einfach spontan in den Koffer geworfen: Palmen in Castrop-Rauxel - Mach Dein Leben außergewöhnlich!

Zeitsprung, Herbst 2013. Ich bekomme eine Email von einem Felix Plötz, der mich fragt, ob wir mit mymuesli nicht ein Crowdfunding-Projekt für ein  Buch unterstützen wollen. Ich sage ihm ab (weil wir das Thema Entrepreneurship zum Beispiel durch viele Vorträge pushen), aber hatte auf Startnext zumindest eines der Bücher bestellt.

Etwas mehr als ein halbes Jahr später bin ich in besagtem Regionalexpress auf den letzten Seiten des Projekts angelangt – und freue mich: Denn Felix Plötz hat mit seinem Co-Autor Dennis Betzholz genau das getan, wovon viele andere träumen. Sie haben ein Buch geschrieben, sie haben es durch Crowfunding finanziert und die vielen Unterstützer halten es jetzt tatsächlich in den Händen.

In Palmen in Castrop-Rauxel geht es um... Träume. Und Menschen, die sie leben, ihr eigenes Ding machen, ob als Palmenverkäufer aka Palmenmann oder als Rettungssanitäter mit paralleler DJ-Karriere (und abertausenden Fans). Und seit diesem Tag im Mai habe ich das Buch bei fast jedem Vortrag gezeigt oder davon erzählt, es vielen Freunden empfohlen, Gründern ans Herz gelegt und selbst begeistert in einem Rutsch (da fehlt mir noch ein schönes Synonym) gelesen. Fotografieren konnte ich es nicht für diesen Blogpost: Ich hab's sofort verliehen.

Denn es predigt keine Erfolgsrezepte, oder verkompliziert unser Denken mit unzähligen Schemata und Pseudo-Erfolgsanleitungen. Man landet nicht in der von Raul so trefflich beschriebenen Analyse-Paralyse. Es ist eine Inspirationsquelle: Die Protagonisten aus dem Buch sind ihren Träumen gefolgt. Und deswegen sollte man es kaufen und lesen: Weil es aus einem Traum entstanden ist und sicher dabei hilft, die eigenen zu verwirklichen.