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Billigsekt und Müdigkeit – so sahen die ersten Stunden von mymuesli wirklich aus

Knallende Korken, Champagner, eine rauschende Party bis zum Morgengrauen – so stellt man sich den Beginn des eigenen Startups vor. Doch von dieser Traumvorstellung waren wir in der Nacht auf den 1. Mai 2007 sehr weit entfernt: Es war tatsächlich eine lange Nacht, aber statt zu feiern wollten wir nur noch ins Bett: Es war 4.03 Uhr, als Hubertus dann endlich den Knopf drückte. Ganz leise: klick. Zu dritt standen wir vor dem Rechner, ich hörte meinen eigenen Puls in den Schläfen klopfen. Da war es also online, unser Baby. Ein Wunschkind. Wie lange hatten wir darüber nachgedacht, uns den Kopf über den passenden Namen zerbrochen, uns vorgestellt, wie es aussehen, wie rund und schwer es werden könnte – vor allem aber: wer außer uns selbst sich noch darüber freuen würde. Irgendjemand da draußen? War da wer?

mymuesli: endlich online

Es fühlte sich so an, als seien wir alleine auf diesem Planeten. Um dennoch so etwas wie einen denkwürdigen Augenblick herbeizuzwingen, stießen wir mit Billigsekt an, halbtrocken, handwarm. Stilecht in IKEA-Saftgläsern. Niemand von uns hatte wirklich Lust darauf, aber ein Freund von uns war extra in unsere spärlich eingerichtete Passauer Studenten-WG gekommen, um den Moment zu filmen.

Wenn man die Aufnahmen heute sieht, kann man unsere Gesichter kaum vor der weißen Wand erkennen: Denn vor diesem seltsamen Augenblick um 4.03 Uhr hatten wir drei Nächte lang nicht wirklich das gemacht, was man schlafen nennen könnte. Wie drei Zombies sahen wir aus, blass, müde und rot um die Augen.

Die mymuesli-Gründer Philipp Kraiss, Max Wittrock und Hubertus Bessau im Jahr 2007 (v.l.; Foto: Jan-Ulrich Schulze)

Was uns auch jedes Mal auffällt, wenn jemand das Video zeigt: dass es in der WG überraschenderweise aufgeräumt aussah. Wahrscheinlich hatten wir die zweieinhalb Quadratmeter rund um den Rechner ein bisschen freigeschaufelt, denn für häusliche Ordnung hatten wir die Wochen vor dem Start keine Zeit mehr gehabt. Genau weiß ich das aber nicht mehr, denn nach unserer schweren Website-Geburt konnte ich nicht mehr geradeaus schauen, ich konnte mein Saftglas kaum mehr gerade halten und denken konnte ich überhaupt nicht mehr.

Eigentlich war alles entspannt angelaufen: Gut eine Woche vor unserem Kick-off hatte Hubertus die Website endlich so weit, dass sie gut aussah und stabil lief:

»Hallo, wir machen Müsli. Stell Dir Dein Müsli selbst zusammen. Wir liefern es Dir nach Hause.«

So schlicht stand auf unserer Seite, was wir in monatelanger Kleinarbeit ausgedacht und jetzt auf die Straße gebracht hatten. Das sah schön aus. Doch ob die Idee von mymuesli funktionieren würde? Das wussten wir ganz und gar nicht. Und ob wir drei Studenten als Lebensmittelhersteller taugen würden, daran hatten wir sogar Zweifel, die wir vorsichtshalber gleich mit auf die Seite setzten:

»Wir wissen einfach nicht, was uns erwartet, und müssen sicherlich noch einige Abläufe optimieren. Das eine oder andere wird auch schiefgehen, deshalb hoffen wir in den ersten Wochen auf eure Unterstützung und euer Verständnis, falls es mal einen Tag länger dauert oder sich die Website komisch verhält. Wir sind für Feedback jeder Art dankbar. Was funktioniert nicht? Was könnten wir besser machen? Sagt es uns!«

72 Stunden vor unserem Kick-off fiel Hubertus auf, dass unser Preissystem nicht wirtschaftlich funktionierte: Kunden konnten die Dose voller teurer Zutaten füllen, aber am Ende blieb der Preis gleich. Wir hätten also mit jeder Dose Verlust machen können, mussten alles umwerfen und neu machen.

Warum wir uns nicht einfach mehr Zeit genommen hatten, um alles neu auszurechnen und zu programmieren? Gegenüber Freunden und Familie, besonders aber in der damals schon nicht mehr so kleinen Bloggerszene, hatten wir ordentlich Wind für unsere Müsliidee gemacht. Jetzt mussten wir auch liefern.

Damals schrieben wir selbst noch ein privates Blog, die »Rundschreiben für Ästhetik und Konsumgütervielfalt«. Als wäre das nicht schon bescheuert genug, trugen wir dazu Cord-Jacketts. Mit unserem Blog im Netz und den Sakkos im Koffer wollten wir zur re:publica 2007. Der Name dieser Konferenz ist heute Synonym für eine Fast-Vollver- sammlung der digitalen Gesellschaft in Berlin. Damals, in ihrem ersten Jahr, war das alles noch ein überschaubares Klassentreffen derjenigen, die wie wir ungern auf Klassentreffen gehen: weil es da meistens kein WLAN gibt.

Das Internet war und ist unsere Welt: Und es fühlte sich gut an, sich nach analogen Jahren an der Uni endlich digital outen zu können. Wir wollten nicht nur ein Blog schreiben, sondern ein Startup gründen. Und dazugehören. Relevant sein. Online.

Wir hatten uns also in Berlin rege vernetzt, von unserer Idee erzählt, unseren Starttermin verkündet und zu Hause haben wir die Sache dann noch einmal in unserem eigenen Blog bekräftigt:

»Wir sind wieder zu Hause. Und schön war es. Danke an Lukas, bei dem wir wohnen konnten. Und da wir ja aus dem tiefen Niederbayern angereist sind, ist allein die Stadt schon immer ein Erlebnis. Danken oder grüßen wollen wir einige; hoffentlich sieht man sich bald wieder. ( ...) Aber, most importantly, vor lauter Vorfreude hätten wir es beinahe vergessen: Am 30. April startet endlich unser neues Projekt. Wer rechtzeitig informiert werden möchte, der trage sich bitte für den Newsletter ein.«

Wir kamen also nicht mehr raus aus der Nummer. 150 Neugierige hatten sich zu unserem Newsletter angemeldet und das Internet, die Welt, die kannte unseren Starttermin: 30. April 2007.

Blogger wie wir – so unsere Fantasie – würden ab der ersten Minute beobachten, was wir tun. Würden darüber dann in ihren eigenen Blogs schreiben. Und das würden Printjournalisten lesen, die in diesem langweiligen Jahr 2007 ebenfalls über uns schreiben würden, dann kämen Radio und Fernsehen, wo wir in Talkshows über Müsli diskutieren würden. Eine völlig größenwahnsinnige Fantasie, klar. Doch damit stand fest: Starttermin unbedingt einhalten. Schlafen? Verboten bis zum Launch. Tatsächlich kam das mit den Bloggern und den Journalisten später exakt so, nur zu Talkshows hat uns damals keiner eingeladen – aber der Reihe nach.

Als wir abends die Berliner Torstraße entlangliefen, wo heute unzählige Startups sitzen, Deals gemacht und Businesspläne geschmiedet werden, da konnten wir noch nicht ahnen, was in den nächsten Jahren aus unserem Müsliprojekt werden würde. Zum Glück wussten wir in diesem Moment auch nicht, welche enormen Schwierigkeiten so ein Startup-Baby noch machen würde. Wie glückliche Eltern in spe saßen wir, Bier trinkend, auf einer Parkbank und fantasierten in den Sonnenuntergang. Besonders von den vielen schlaflosen Nächten ahnten wir damals noch nichts: Wir hätten den Knopf sonst vielleicht nicht gedrückt.

Max Wittrock, Hubertus Bessau und Philipp Kraiss sind die Autoren des Buchs "Machen! Das Startup-Buch der mymuesli-Gründer", veröffentlicht im Edel Verlag.

Buchvorstellung: "Jeanloup Sieff, 40 Jahre Fotografie"

sieff-2048 "Jeanloup Sieff, 40 Jahre Fotografie" ist definitiv einer meiner Lieblings-Bildbände. Denn zum einen sind die Bilder von Jeanloup Sieff (1933-2000) wirklich einzigartig, dazu gleich, zum anderen ist das Buch sehr schön gemacht, gedruckt, großformatig - aber gebraucht locker für unter 20 Euro zu bekommen – #NoBrainer. Vor allem aber hat Sieff vor allem alles von etwa 21mm bis 28mm an Objektiven verwendet. Und ist damit a) eine super Inspiration, wenn man sehen will, was mit diesen Brennweiten, mit viel Weitwinkel, möglich ist. Und damit b) eine willkommene Abwechslung zu den Bressonschen, sehr klassischen 50mm...

Wenn ich den Stil von Sieff beschreiben müsste, dann würde ich sagen: sehr innovativ (insbesondere für seine Schaffenszeit), aufregend, extrem, sehr kontrastreich, witzig – und ausschließlich schwarz-weiß. Ich weiß nicht, ob ich von Jeanloup Sieff jemals eine Farbfotografie gesehen habe. sieff-2049

 

 

 

 

 

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Jeanloup Sieff wurde 1933 geboren. Und hat in den 1950ern mit der professionellen Fotografie begonnen. Zunächst für Magnum, dann vor allem als Modefotograf. Und dabei für alle berühmten Magazine gearbeitet, ob Elle, Vogue, Harper's Bazaar oder Esquire. Er hat viel in New York gearbeitet, später in Paris... und mehr muss man eigentlich nicht wissen. Seine Bilder sprechen für sich. Und glaubt mir: Den Kauf des Buches werdet Ihr auf keinen Fall bereuen! sieff-2052 sieff-2053 sieff-2054 sieff-2055

Buchvorstellung: "Road to seeing" von Dan Winters

Road to seeing-2034 Heute will ich nur kurz ein sehr lesenswertes Foto-Buch vorstellen: Road to seeing von Dan Winters. Es ist kein Bildband im engen Sinn. Und der Preis von über 80 Euro für die gebundene Ausgabe lässt einen auch kurz schlucken. Aber ich halte es für eines der schönsten Bücher über Fotografie, das in den letzten Jahren erschienen ist.

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Der Autor, Dan Winters, ist ein amerikanischer Fotograf, der nach Stationen in New York und Los Angeles mittlerweile vor allem in Texas lebt und arbeitet. In Road to seeing erzählt er über sein Leben, seinen Werdegang. Aber vor allem über Bilder, Fotostrecken und ihren Hintergrund: Was war das Assignment? Was ist die Hintergrundgeschichte? Wie ist er das Thema als Fotograf angegangen?

Er beschreibt die goldenen Zeiten für Werbefotografen im New York der 1970er, erzählt von Begegnungen mit berühmten Fotografen und Vorbildern. Und zeigt viele seiner wunderbaren Fotos. Road to seeing-2045 Road to seeing-2047

Was ich am lehrreichsten und spannendsten finde, sind die schon erwähnten Geschichten hinter seinen Aufträgen: Ob ein Celebrity-Porträt für die New York Times oder eine Bildstrecke für Texas Monthly. Winters erklärt ausführlich, wie er die Bildidee entwickelt hat, wie man einen Setbau plant, was es an technischen Herausforderungen gab. Oft fühlt es sich so an, als wäre man tatsächlich dabei. Und könnte einem großartigen Fotografen assistieren.

Sicher ein teures Buch: Aber wer es als Workshop sieht, als Anleitung und Guide-Book, um bessere Fotos zu machen und um seinen fotografischen Horizont zu erweitern, der wird den Kauf nicht bereuen (Ach ja: Entschuldigt bitte die schlechte Qualität meiner Buchfotos; aber sie reichen hoffentlich aus, um einen ersten Eindruck zu bekommen).

10 reasons why you should buy a film Leica M

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I never thought I'd go back to shooting film again. Ever since I've bought my first digital camera or took the first photographs with my smartphone I was intrigued by the fact that I could see instant results. It's awesome not having to wait for days until you can see your picture. But then again... I remembered the fun, the excitement, the pleasant anticipation... enter the Leica M6.

I don't remember exactly what made me look for a Leica M in the first place. But there I was, searching eBay night after night. had until I found the camera of my dreams: It had only been used five times according to the seller (Leica enthusiasts know of course that a camera that hasn't been used for close to 30y isn't always in good working conditions, but luckily mine was). It came with a 35mm 2:0 Summicron. And while unboxing it I was thinking if I had made a very big mistake. Would I really want to shoot film again? How do you focus with this thing? Should I set up my own darkroom? And then I started shooting...

Well, almost. Putting a roll of film into a Leica M6 isn't that easy after all. But thanks to YouTube I quickly found a tutorial explaining the task. And ready I was to become Berlin's new Cartier-Bresson. It's funny at first, not having a LCD to check your images, only using the aperture ring, the focus tab on the lens and not having to worry about anything else but the shutter speed. But as you might have guessed by the title of this post I loved the Leica M experience almost instantly. Here's why: My ten reasons why you should buy a film Leica M...

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1. It's fun Taking pictures with a Leica M is ... I don't know, it's just an awesome experience. The way the camera feels in your hand, the weight, the craftsmanship, the ease of use. It's the perfect tool.

2. It's a good investment A digital Leica ... that's another story. But an analog Leica M Rangefinder isn't that expensive after all. I won't get into the details and differences between the various models, from the good old M3 to the M7 (I personally prefer the - non TTL - M6), but whatever body you choose: You'll be able to sell again it in an instant, and unlike almost all digital cameras it won't loose most of its value after a few years. The lens: Please go for a Leica. I know, Voigtländer prices look tempting and don't get me wrong: Their lenses are quite capable. But there's nothing like shooting with a real Leica lens. And yet again: It's expensive, but hast great resale value.

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3. You'll learn a lot Incredibly true: Not having a rear LCD to check your picture every time makes a hell of a difference. And since you're limited to about 36 pictures per roll of film you will choose wisely which shots to take – and thus concentrate a lot more, choose your subjects with caution and think twice about your shutter speed and aperture... And quickly learn to anticipate the correct exposure.

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4. It feels good to own an icon Yes it does. Arguably a Leica M is one of the most iconic if not the most iconic camera ever made. And think about who has used these cameras over the past decades... Bresson, Fred Herzog, Elliot Erwitt, Jeff Mermelstein or Bruce Gilden to name just a few. Buying a Leica M won't make you and me one of them. But shooting with it makes you feel like the next iconic shot could just wait around the corner.

5. You'll make new friends Trust me on that one. If you meet another Leica shooter anywhere in the world, you'll almost instantly have a new friend and lots of topics to talk about. Its like a worldwide club of nice people sharing the same passion. Yeah, sure, there some rich guys who just bought an expensive peace of gear. But you'll know the difference right away.

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6. Your hipster level goes up Buy a leather strap, wear your Leica M around the neck and walk the streets of Kreuzberg or Williamsburg or any other street credible neighborhood – you'll fade right in.

7. Film is beautiful I really love VSCO, especially on my smartphone, and their film emulating technology. But nothing beats the original. I was mesmerized when I looked at the first photographs from my new Leica M. And you will feel the same way. Kodak Portra and Ektar are among my favorites.

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8. It's quiet Street Photography can be scary at first, walking up to strangers, talking their picture - hoping they won't notice. Your new old Leica M will help you tremendously in overcoming your fear. It's so quiet, small and discreet, not many people will even notice you let alone the incredible silent shutter sound.

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9. It takes great pictures Leica's lenses are among the best in the world. Paired with a Leica: a combination that's hard to beat.

10. You'll never need another camera (maybe a lens) Digital cameras, girlfriends, boyfriends, pets and apartments, they'll all fade and go away at some point. But you're Leica will stay, forever if you want it to. And as long as they keep making film, which they will, you're good. Unless you need money, bit then again: see reason 2.

Zehn ausgewählte Bücher für Gründer und Startups

Buchtipps für Gruender Eine definitive Liste der zehn besten Bücher für Gründer? Mit Friedemann Karig hatte ich vor einiger Zeit die ein oder andere Twitter-Konversation über dieses Listen-Phänomen: Stammgäste in jeder Timeline sind sie, die Klick-freundlichen Hinweise auf zehn oder fünf oder 13 Dinge, die man unbedingt lesen oder tun oder sehen muss, bevor man stirbt oder heiratet oder ohne die man einfach nicht existieren kann. Und bei aller berechtigter Kritik (weil sich in vielen Fällen eher um undufte Inhalte handelt) – über gute Listen freut sich dann doch jeder. Also wollte ich selbst mal eine zusammenstellen: genau, über Bücher für Gründer. Ob die nun gut ist, müssen andere entscheiden. Natürlich ohne Anspruch auf Vollständigkeit, ein paar Favoriten der Lesefröschchen aus dem mymuesli-Team, Klassiker und auch Bücher, die nicht in jeder Reading-List auftauchen... vielleicht hat der ein oder andere ja noch einen weiteren (ungewöhnlichen) Tipp? Los geht's...

1. Palmen in Castrop Rauxel

Ich hab in einem anderen Post schon ausführlich(er) über dieses Buch von Dennis Betzholz und Felix Plötz geschrieben. Es entstand aus einem Crowdfunding-Projekt heraus. Die Geschichten darin erzählen nicht von 100 Millionen Umsatz binnen acht Wochen, sondern von Träumen oder Zufällen, aus denen großes und mittelgroßes wurde, und am Ende sind alle Protagonisten glücklich mit dem Weg, den sie eingeschlagen haben... und der Leser ist es auch. Und inspiriert sowieso.

 

2. The 22 immutable laws of branding

Kein Werk, das typischerweise auf einer Liste der Bücher für Gründer und Startups auftauchen dürfte. Doch das ist ein Buchtipp, den ich etwa 2005 von Hubertus bekam: Al Ries ist eine amerikanische Marketing-Legende und hat dieses Buch zusammen mit seiner Tochter geschrieben. Es geht um Markenaufbau. Genauer werden 22 Gesetze behandelt, die man für eine supercalifragilisticexpialidocious brand beachten sollte, ja muss, wenn es nach Al Ries geht. Am wichtigsten ist ihm: Fokus. Und den verliert man ja im Tagesgeschäft schnell mal. Das Buch lohnt sich also auch als Nachschlagewerk.

 

3. The Fall of Advertising and the Rise of PR

Noch ein Al und Laura Ries Buch, mit einer nicht wirklich komplizierten Botschaft: Klassische Werbung hat gerade am Anfang wenig Glaubwürdigkeit für Unternehmen und Startups, deswegen braucht man gute Geschichten, gute PR, damit man street credibility bekommt und einem die Kunden überhaupt abnehmen, was man da so zu erzählen versucht.

 

4. Kopf schlägt Kapital

Absoluter deutschsprachiger Klassiker und wenn man Bücher für Gründer sucht, kommt man daran definitiv nicht vorbei. Allein schon für den Begriff der Konzeptkreativität muss man dieses Buch mögen.

 

5. Delivering Happiness

Wer sich beruflich schon mal mit Customer Service beschäftigt hat, auf entsprechenden Konferenzen war oder einfach nicht unter einem E-Commerce-Stein gelebt hat, der kennt Zappos. Und wahrscheinlich auch Tony Hsieh. Der hat Zappos gegründet, dieses Buch mit pathetischem Titel geschrieben und damit eine der meines Erachtens nach inspirierendsten Gründungsgeschichten des Online-Shoppings zu Papier gebracht.

6. The Toyota Way

Mit dem Deutschen Gründerpreis kamen bei uns die Unternehmensberater. Und wir waren ziemlich skeptisch, ob Porsche Consulting uns wirklich würde helfen können. Aber sie haben uns beigebracht, dass man mit klassischen Instrumenten der Produktionsteuerung viel erreichen kann, nicht nur in der Logistik, sondern in allen Bereichen eines Unternehmens. Dafür sind wir Ihnen sehr dankbar. Porsche selbst hat vor vielen Jahren selbst von Toyota gelernt. Die passenden Lean-Management-Prinzipien der Japaner finden sich in diesem Buch.

 

7. Predictably Irrational

Ein Roundhouse-Kick der Startup-Literatur. Augenöffner und sogar als Urlaubslektüre geeignet. Man will gar nicht zu viel verraten, aber ich kenne keinen, der das Buch nicht mochte.

 

8.  The Happiness Hypothesis

Viel Unglück und Frust kommt gerade bei Gründern vom Horizontalvergleich: Der ist zwar manchmal ganz hilfreich, aber am Ende muss doch jeder seinen eigenen Weg finden. Und damit glücklich werden. Dabei ist der horizontale Vergleich meistens die Eiger-Nordwand: schwer zu überwinden. Das Buch zeigt, worauf es für (das eigene) Glück ankommt, und es gibt vielleicht doch einen Umweg zum Gipfel.

9.  Steve Jobs (stellvertretend für viele Biographien)

Biographien. Die lieben wir doch alle, weil uns Vorbilder inspirieren. Es gibt (gerade von Unternehmern) unzählige gute Lebensgeschichten, ob von Richard Branson oder von Yvon Chouinard, dem Gründer von Patagonia. Die Biographie von Steve Jobs mochte ich wie Millionen anderer Leser sehr gern, über Jobs ist schon viel, viel, viel geschrieben und gesagt worden. Wer das Buch noch nicht gelesen hat, sollte es tun.

 

10. Story

Wer Adaption (im Original: Adaptation) gesehen hat, der kennt Robert McKee und seine Seminare für angehende Drehbuchschreiber. Im Film kommt er weniger gut weg, aber das ist eine andere Geschichte, ein anderes Drehbuch gewissermaßen. Sein Buch würde ich trotzdem empfehlen. Denn es behandelt die Grundzüge, die jede gute (Hollywood)-Geschichte braucht. Gerade diese Geschichten fehlen aber nicht nur beim Marketing oder besser der PR mancher Gründungen, sondern auch bei vielen Vorträgen, Präsentationen... was sehr schade ist. Es gibt noch unzählige andere  Beispiele, die von gutem Storytelling profitieren. Das Buch ist dafür eine gute Grundlage. Außerdem spart man sich ein teures Seminar.

(Hinweis: Die Links zu den Büchern verweisen auf Amazon. Ich kenne nämlich Euren lokalen Buchladen nicht. Aber der freut sich auch, wenn er ein Buch für Euch bestellen kann. Mein Tipp wäre, den auch zu unterstützen, es lebe die Vielfalt. Doch ob und wo man dann am Ende eines oder mehrere dieser Bücher kauft, das möge jeder selbst entscheiden). 

(Und noch ein Hinweis: Ich liebe Fachbücher, Bücher für Gründer, Bücher für Startups... doch aus meiner Sicht lohnt es sich absolut und total, auch und oft keine Sachbücher, sondern Belletristik zu lesen, was für viele ambitionierte Menschen und Selbstoptimierer verrückt klingen dürfte. Aber ich könnte es nicht ertragen, immer nur Fachliteratur zu konsumieren und keinerlei Ablenkung zu haben... ). 

Ein Buchtipp: Palmen in Castrop-Rauxel

Es war ein heißer Tag Anfang Mai, eigentlich der erste heiße Tages Jahres, wenn ich mich richtig erinnere. Und ich sitze im Regionalexpress nach Saarbrücken, die Stimmung im Großraumabteil paniert von drei amerikanischen Studenten, die sich freuen, "tonight like totally hammered" durch Nürnberg zu ziehen (welche Rolle dabei der Regionalexpress nach Saarbrücken spielt, das konnte ich nicht ergründen).

Ich hatte ein paar Tage vorher ein Buch im Briefkasten gefunden, das schon wieder aus meiern Erinnerung verschwunden war, und es einfach spontan in den Koffer geworfen: Palmen in Castrop-Rauxel - Mach Dein Leben außergewöhnlich!

Zeitsprung, Herbst 2013. Ich bekomme eine Email von einem Felix Plötz, der mich fragt, ob wir mit mymuesli nicht ein Crowdfunding-Projekt für ein  Buch unterstützen wollen. Ich sage ihm ab (weil wir das Thema Entrepreneurship zum Beispiel durch viele Vorträge pushen), aber hatte auf Startnext zumindest eines der Bücher bestellt.

Etwas mehr als ein halbes Jahr später bin ich in besagtem Regionalexpress auf den letzten Seiten des Projekts angelangt – und freue mich: Denn Felix Plötz hat mit seinem Co-Autor Dennis Betzholz genau das getan, wovon viele andere träumen. Sie haben ein Buch geschrieben, sie haben es durch Crowfunding finanziert und die vielen Unterstützer halten es jetzt tatsächlich in den Händen.

In Palmen in Castrop-Rauxel geht es um... Träume. Und Menschen, die sie leben, ihr eigenes Ding machen, ob als Palmenverkäufer aka Palmenmann oder als Rettungssanitäter mit paralleler DJ-Karriere (und abertausenden Fans). Und seit diesem Tag im Mai habe ich das Buch bei fast jedem Vortrag gezeigt oder davon erzählt, es vielen Freunden empfohlen, Gründern ans Herz gelegt und selbst begeistert in einem Rutsch (da fehlt mir noch ein schönes Synonym) gelesen. Fotografieren konnte ich es nicht für diesen Blogpost: Ich hab's sofort verliehen.

Denn es predigt keine Erfolgsrezepte, oder verkompliziert unser Denken mit unzähligen Schemata und Pseudo-Erfolgsanleitungen. Man landet nicht in der von Raul so trefflich beschriebenen Analyse-Paralyse. Es ist eine Inspirationsquelle: Die Protagonisten aus dem Buch sind ihren Träumen gefolgt. Und deswegen sollte man es kaufen und lesen: Weil es aus einem Traum entstanden ist und sicher dabei hilft, die eigenen zu verwirklichen.